Lage und Besonderheiten
Beheimatet ist das AFFTC ca. 180km nordöstlich Los Angeles auf
der Edwards Air Force Base, am Rande der kalifornischen Mojave-Wüste.
Das gesamte Areal umfaßt eine Fläche von 1218km², dessen
wesentlichster Bestandteil der Rogers Dry Lake darstellt: Ein ausgetrockneter
Salzsee von 114km² Fläche, der als größte natürliche
Landebahn der Welt genutzt wird. Durch die relativ abgeschiedene Lage
und das gemäßigte Wüstenklima bietet dieses Areal fast
das ganze Jahr über ideale Flugbedingungen.
Dadurch begünstigt wurden an diesem Ort viele Erst- und Rekordleistungen
in der Luft- und Raumfahrt. Hier wurden erstmalig mit bemannten Luftfahrzeugen
die Mach-Zahlen 1, 2, 3, 4, 5 und 6 sowie Flughöhen von 100.000ft
(30.000m), 200.000ft (60.000m) und 300.000ft (90.000m) erreicht. Die
Edwards AFB beherbergt ebenfalls die berühmte U.S. Air Force Test
Pilot School, ehemals U.S. Air Force Aerospace Research Pilot School.
Es ist die Ausbildungsinstitution für Testpiloten!
Der Anfang
Seit Beginn der 30er Jahre war die Nutzung des Areals nur auf den Gebrauch
als Bombenabwurf- und Schießübungsplatz für das Army
Air Corps beschränkt. Dies änderte sich jedoch zügig
während des zweiten Weltkriegs, als die einzigartigen Qualitäten
des Rogers Dry Lake 1942 während der Flugerprobung der Bell XP-59A
Airacomet, dem ersten Strahlflugzeug der USA, erkannt wurden. Die Bezeichnungen
dieser mititärischen Erprobungsstelle änderten sich in der
Folge rasch: aus der Muroc Bombing and Gunnery Range wurde das Muroc
Army Air Field, dann mit Gründung der U.S.Air Force als selbstständige
Teilstreitkraft 1947 die Muroc Air Force Base. 1946-1949 und 1947-1951
wurden hier die ungewöhnlichen "Flying Wings" Northrop
XB-35 und YB-49 - ein Vorläufer der Northrop B-2 Spirit - einem
ausgedehnten Testprogramm unterzogen. Am 5. Juni stürzte der zweite
YB-49-Prototyp während eines Erprobungsfluges ab, bei dem die fünf
Besatzungsmitlieder ums Leben kamen. Unter ihnen war Capt. Glen W. Edwards
(Copilot), nach dem 1949 die Muroc Air Force Base in Edwards Air Force
Base umbenannt wurde.
1947 — Die Schallmauer fällt
Am 14. Oktober 1947 durchbrach Capt. Charles E. "Chuck" Yeager
als erster Pilot mit dem experimentellen Raketenflugzeug Bell X-1 mit
Mach 1.06 die einst gefürchtete Schallmauer. In diese "Gründerzeit"
der Jet- und Raketenflugzeuge fielen auch die wegweisenden Flugtestprogramme
der frühen X-Serie: Bell X-1, Bell X-2, Douglas X-3, Northrop X-4,
Bell X-5, Douglas D-558-I und -II und Convair XF-92A.
Die Fünfziger Jahre — "Golden Era of Flight"
Diese und andere Programme führten direkt zur Entwicklung der sogenannten
"Century-Serie": North American F-100 Super Sabre, McDonnell
F-101 Voodoo, Convair F-102 Delta Dagger, Lockheed F-104 Starfighter,
Republic F-105 Thunderchief und Convair F-106 Delta Dart (siehe Bild
oben).
Von 1959 bis 1968 wurde ebenfalls hier - von der NASA - das Flugprogramm
mit den drei North American X-15 Maschinen durchgeführt. Während
der 199 Flüge wurde eine max. Geschwindigkeit von Mach 6.70 (7274km/h)
und eine max. Höhe von 354.200ft (107.960m) erreicht. Damit waren
diese Flugzeuge die ersten, die die Erdatmosphäre verließen
und in den Weltraum vorstießen. Der (inoffizielle) Geschwindigkeits-Rekord
besteht noch heute, der (inoffizielle) Höhenrekord bestand bis
2004!
Programme der folgenden Jahrzehnte
Zwischen 1965 und 1969 absolvierte die North American XB-70A "Valkyrie"
128 Flüge, der erste und einzige Bomber der Welt, der Mach 3.08
(3344km/h) und eine Höhe von 74.000ft (22.55m) erreichte.
Mitte 1965 stellte der größte je gebaute Abfangjäger
- die Lockheed YF-12A - an einem Tag mit Mach 3.21 (3485km/h) und 80.258ft
(24.462m) Höhe neue Rekorde auf.
Im Jahre 1972 absolvierte die McDonnell Douglas F-15 "Eagle"
ihren Erstflug, zwei Jahre später gefolgt von der General Dynamics
F-16 "Fighting Falcon". Im gleichen Jahre erlebten die Northrop
YF-17 (Vorläufer der F-18 Hornet) und die Rockwell B-1A "Lancer"
ihre Jungfernflüge.
1977 führte die NASA mit dem Shuttle "Enterprise" sechs
ALT-(Approach- and Landing-) Tests huckepack von einer Boeing B-747
"Jumbo-Jet" durch. Aber erst am 14. April 1981 setzte hier
zum ersten Mal eine echte Raumfähre, die "Columbia",
auf der Runway 22 zur Landung an. Mit diesem Ereignis brach ein neues
Raumfahrtzeitalter an.
1989 begann die Flugerprobung des Tarnkappenbombers Northrop B-2 "Spirit"
und 1990 der Northrop/McDonnell Douglas YF-23 "Grey Ghost"
sowie des später siegreichen Konkurrenzmusters Lockheed/Boeing
YF-22 "Lightning II".
Getreu dem Motto "Into the Future!" wird auch in Zukunft
das AFFTC auf der Edwards AFB in der westlichen Welt das mit Abstand
wichtigste Erprobungszentrum bleiben, auch wenn das "Goldene Zeitalter"
in der Luft- und Raumfahrtforschung schon zu Geschichte geworden ist.
Quellen:
BILSTEIN, R. E. (2003)
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CRICKMOORE, P. F. (1998)
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