Beim SnJ-Metallizer handelt es sich um ein "Farb-System",
das aus zwei Komponenten besteht:
(a) Aluminiumpulver-haltigem Grundlack,
(b) Aluminiumpulver zum Hochglanzpolieren.
Arbeitsanleitung:
(1) Vorbereitung der Oberfläche
Das A und O ist die Vorbereitung der Oberfläche, die nach Abschluß
der Arbeiten in einem möglichst perfekten und naturgetreuen Glanz
erstrahlen soll. Dazu muß diese Oberfläche nach Abschluß
der Spachtel- und Schleifarbeiten so glatt wie irgendmöglich werden.
Die Oberfläche des Modells braucht und sollte auch nicht grundiert
werden.
Ich empfehle zu diesem Zweck eine weiche Baumwoll-"Schwabbelscheibe",
die in eine Hand-Kleinbohrmaschine eingespannt wird. Die Umdrehungszahl
darf jedoch wegen der auftretenden Wärmeentwicklung nicht zu hoch
sein. Eine Möglichkeit auszuprobieren, wieviel Touren das zu polierende
Material verträgt (wird wohl meist Polystyrol sein), ist, die Innenseiten
großflächiger Bauteile versuchsweise bei verschiedenen Umdrehungszahlen
anzupolieren. Aber vorsichtig sein!
Grunsätzlich gilt, daß während und nach diesem Arbeitschritt
die mit SnJ-Grundlack zu lackierende Oberfläche nicht mehr mit
bloßen Fingern angefaßt werden sollte. Es empfiehlt sich
ohnehin die Verwendung von - nicht zu dünnen - Baumwoll-Handschuhen
(in Apotheken für 5,- bis 8,-EUR erhältlich).
(2) Auftrag mit Airbrush
Als nächstes folgt die Vorbereitung auf den Auftrag des
SnJ-Grundlackes. Dabei ist ständig zu beachten, daß das darin
enthaltene Aluminiumpulver sich relativ schnell absetzt. Zur Entnahme
aus den Vorratsflaschen haben sich kleine Einweg-Spritzen (4 bis max.
10ml) bewährt. Nie den Grundlack längere Zeit offen stehenlassen,
weil das Lösungsmittel relativ schnell verdunstet und möglichst
dünnflüssig bleiben muß, denn der Auftrag ist nur mit
einer Spritzpistole möglich! Außerdem sollten nur Spritzpistolen
mit "hängendem" Vorratsbehälter verwendet werden,
da bei oberhalb der Mischkammer angebrachten Behältern das sich
absetzende Aluminiumpulver die Zuleitung verstopfen würde. Meine
alte KAGER-Airbrush (Single-action mit Innenmischung) kommt mit dem
Grundlack bestens zurecht, meine REVELL-Student ebenso. Das Aluminiumpulver
muß fortwährend im Vorratsbehälter durch ständiges,
leichtes Schütteln in Schwebe gehalten werden.
(3) Auftrag des Grundlackes
Der Auftrag des Grundlackes ist der aufwändigste und kniffligste
Teil des Ganzen. Das gleichmäßige Aufsprühen des Grundlackes
bereitet für einen einigermaßen Geübten keinerlei Schwierigkeiten.
Die Oberfläche des Modells muß drei bis viermal mit dem SnJ-Grundlack
besprüht werden, bis dieser deckt. Zwischen jedem Überzug
muß 10-15min (bei Raumtemperatur) zum Antrocknen des Grundlackes
gewartet werden. Die Problematik besteht darin, daß während
der Trocknungzeit sich die Spritzpistole unverzüglich mit in der
Mischkammer verbliebendem SnJ-Grundlack zusetzt und verstopft. Folglich
muß die Spritzpistole in der Wartezeit gesäubert werden.
Die 10-15min sind gerademal genug Zeit, die Spritzpistole komplett zu
zerlegen, zu reinigen und wieder zusammenzubauen. Das ist zwar lästig,
aber unabdingbar! Es empfielt sich, alles was zum Reinigen benötigt
wird, wie beispielsweise Wattestäbchen, Waschbenzin, Toilettenpapier
etc. schon in ausreichender Menge vorzuhalten. Während dieser Zeit
verbleibt nicht verbrauchter Grundlack im (abnehmbaren) Vorratsbehälter
und wird vor jedem neuen Überzug wieder sanft aufgeschüttelt.
Das Endergebnis ist ein +/-seidenmatter, silberfarbener Überzug.
Kleine Flächen oder Modelle (z. B. Starfighter in 1:72) können
am Stück lackiert werden. Bei größeren Flächen
(wie Tragflächen einer B-52 in 1:72) sollten abschnittsweise lackiert
werden. Wie bei anderen Lacken auch, gilt es "Pfützen"
und/oder "Laufnasen" durch zu dicken Lack-Auftrag zu vermeiden.
Zu diesem Zeitpunkt haben wir schon 1-1,5 Stunden von der Außenwelt
abgeschirmt in der geliebten Bastelecke zugebracht. Nach einer weiteren
Stunde Warte-(Trocknungs-)Zeit kommen wir nun zum Clou der ganzen Geschichte:
(4) Auftrag des Aluminium-Polierpulvers
Das Auftragen des Aluminium-Polierpulvers! Nebenbei bemerkt,
Flächen, die nur seidenmatt glänzen sollen, werden mit dem
im Beginner-Set beigefügten Poliertuch mit der Hand oder vorsichtig
maschinell ohne Polierpulver poliert. Flächen, die im Glanze des
Metall-Effektes erstrahlen sollen, werden nun in der gewünschten
Größe maskiert (aber nicht zu große Flächen wählen!).
Generell empfehlen sich zum Maskieren (auch bei den nachfolgenden Arbeitsschritten)
sogenannte Low-Tack-Tapes, am besten die Post-It-Notes von 3M. Nicht
vergessen, auch nach der einstündigen Trocknungszeit nur noch mit
Baumwoll-Handschuhen arbeiten!
Das Polierpulver wird nun in geringen Mengen auf das Poliertuch aufgetragen
und ausschließlich mit der Hand (Zeigefinger mit kurzem(!) Fingernagel)
vorsichtig und möglichst gleichmäßig "verrieben"
bzw. einpoliert. Kurze Anmerkung: herstellerseitig wird für die
Zeit des Polierens mit dem Polierpulver das Tragen eines Atemschutzes
empfohlen.
Grundregel: Je länger die Polierbewegung und je mehr Polierpulver,
desto größer ist der Glanz-Effekt. Aber nie zu stark aufdrücken!!
Nachdem wir nun schon gute 2-3 Stunden (je nach Größe des
Modells und Geschicklichkeit auch länger) in der Bastelecke verweilt
haben, haben wir und das Modell nun eine Erholungs- und Trocknungspause
von gut 12 Stunden verdient. Nach dieser Zeitspanne ist das SnJ-Spray-Metall
sicher für das Abdecken und maskieren für weitere Lackierarbeiten.
(5) Nachträgliches Lackieren/Maskieren
Das Aufbringen von Lacken wie z.B. von Revell, Humbrol etc.
ist völlig unschwierig, das Abdecken bzw. Maskieren ist jedoch
problematisch: die ausschließliche Verwendung von Low-Tack-Tapes
ist nicht empfehlenswert, da die Farbe infolge der (sonst gewünscht)
geringen Haftung schnell unter die Maske laufen kann. Geeigneter ist
die Verwendung von möglichst schmalen (0,8-1,0mm) Zierstreifen,
beispielsweise von der Fa. Graupner (RC-Modellbau; aber die schwarzen
nehmen, nicht die roten). Diese sind zwar relativ teuer, eignen sich
aber noch am besten. Der Rest der Oberfläche wird mit Low-Tack-Tapes
abgedeckt, die jedoch möglichst paßgenau an den/die Zierstreifen
angepasst werden sollten. Die zwischen beiden Materialien entstehende,
kaum vermeidbare Fuge wird mit Color-Stop von Revell überdeckt.
Aber Vorsicht, das Color-Stop greift etwas die Hochglanzpolitur an!
Aber auch der Zierstreifen und die Low-Tack-Tapes sollten nur so kurz
wie irgendmöglich angeheftet sein! Deshalb ist das Nachlackieren
das Schwierigste an der ganzen Sache. Wer jetzt denkt, er könne
schlauer sein und diese Flächen schon vor dem Auftrag von SnJ lackieren,
der irrt. In Einzelfällen mag das tatsächlich von Vorteil
sein, aber generell rate ich davon dringend ab.
(6) Eine Tönung des Metallizers kann durch zwei grundverschiedene
Methoden erzielt werden:
(6.1) Nachträgliches Abtönen
Durch das nachträgliche Abtönen mittels einer Hand-Kleinbohrmaschine
mit weicher Baumwoll-"Schwabbel"-Scheibe in Verbindung mit
anders getönten Polierfarben wie z.B. Humbrol, Testors, Gunze etc.:
Auf eine glatte Trägerfäche (CD-Hülle o.ä.) wird
mit dem Pinsel Metallizer-Farbe dick aufgetragen. Nachdem diese vollständig
durchgetrocknet ist, wird diese Metallizer-Farbe mit der Schwabbelscheibe
zur Pigmentaufnahme poliert. Nun wird die mit Post-It-Notes maskierte
Fläche vorsichtig und mit gleichmäßigem Druck mit der
Schwabbelscheibe poliert. Dabei gilt die Regel: je höher die Umdrehungszahl,
je stärker der Druck und je länger poliert, desto mehr Pigment
wird von der Schwabbelscheibe auf das SnJ übertragen und desto
stärker der Tönungseffekt.
(6.2) Farbmischung des SnJ-Grundlackes
Duch die Mischung des SnJ-Grundlackes mit Farben von Revell,
Humbrol,...kann ebenfalls eine Tönung erzielt werden. Bei dieser
Methode treten nur folgende Probleme auf: mit steigendem Farbenanteil
erhöht sich die Trocknungszeit des Grundlackes, außerdem
wird bei nachträglicher Politur mit dem Polierpulver der neue Farbton
wieder fast vollständig überdeckt.
(7) Abziehbilder
Das Aufbringen von Decals ist dagegen wirklich unproblematisch, sauberes
Arbeiten ist aber auch hierbei nicht schädlich.
Weiterhin ist es möglich, Blechstöße bzw. -fugen durch
normale Tinte (schwarz oder blau) hervorzuheben!
(8) Einziger Nachteil von SnJ
So schön und durch andere Verfahren unerreichbar der Metall-Effekt
auch ist, einen Nachteil hat das SnJ-System: Ebenso wie während
der Herstellung sollte auch das fertige Modell nur noch mit Baumwoll-Handschuhen
angefasst werden. Fingerabdrücke sind nur dann unschädlich,
sofern diese unverzüglich mit Polierpulver überpoliert werden.
Von allen Versuchen, das SnJ zu versiegeln, wird dringend abgeraten!!!!!!!
Aber etwas besseres als SnJ ist mir nicht bekannt.
(9) Chromeffekt
Herstellerseitig wird noch ein weiteres Schmankerl angeboten:
Eine kurze Anleitung zur Herstellung eines Chrom-Effektes. Vorausschickend
muß ich aber sagen, daß ich dieses Verfahren noch nicht
ausprobiert habe und folglich +/- nur das wiedergebe, was in der beigefügten
Produkt-Info (auf englisch) steht. Das ganze Verfahren macht einen nahezu
völlig einfachen Eindruck. Aber solche Eindrücke können
täuschen. Da steht:
Für einen realistischen Chrom-Effekt ist das (entsprechende) Teil
mit glänzend weißer Farbe ("enamel paint") zu bemalen.
Sobald die Farbe berührtrocken ist, wird die Fläche mit dem
Aluminium-Pulver poliert.
So, fertig ist der Lack (oder auch nicht?). Die Herstellung des SnJ-Metallizer-Effektes
hat man mit etwas Übung und Geschick schnell ´raus. Die Herstellung
eines wirklich "realistischen" und vor allem gleichmäßigen
und nicht-scheckigen Chrom-Effektes stelle ich mir doch als etwas problematisch
vor.
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