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Wappen des NACA

- National Advisory Committee for Aeronautics -

Wappen des NACA

Boyd
Cannon
Champine, Crossfield
Everest
Fitzgerald, Fleming
Goodlin, Griffith

 

Bell Aircraft Corporation
X-1
Mach Buster

Hoover
Johnson, Johnston
Lilly, Lundquist
Ridley
Walker, Woolams
Yeager

 

Mitte/Ende der 40er Jahre gab es in den USA zwei mehr oder weniger rivalisierende Testprogramme, sich der Schallmauer zu nähern und diese letztendlich zu durchstoßen: In Zusammenarbeit der Air Force und des NACA (National Advisory Committee for Aeronautics, Vorgänger der NASA) wurde das X-1 - Projekt ins Leben gerufen, gleichzeitig beteiligte sich der NACA am Projekt D-558 der NAVY, das das gleiche Ziel verfolgte. Es "gewann" am 14. Oktober 1947 die X-1 mit Captain Charles E. `Chuck` Yeager als Pilot.

 

Bild der Bell X-1 im Flug
Die erste Bell X-1, BuNo. 46062, über den Bergen Kaliforniens


Bei dem oben abgebildeten Flugzeug handelt es sich um die legendäre Bell X-1, die am 14. Oktober 1947 mit Captain Charles E. "Chuck" Yeager als Pilot als erstes Flugzeug der Welt die Schallmauer durchbrach und somit bewies, das der Mensch längere Zeit und sicher schneller als der Schall fliegen kann. Es war ein radikal neues Design mit extrem dünnen Tragflächen, voll beweglichem Höhenruder und einem XLR-11-Vier-Kammer-Raketentriebwerk der Fa. Reaction Motors Inc. mit max. 6000lb Schub als Antrieb. Als Treibstoff dienten verdünnter Ethyl-Alkohol und flüssiger Sauerstoff. Der Rumpf war in seiner Form einer Geschoßkugel des Kalibers .50 nachempfunden. Die Gesamtstruktur war so ausgelegt, daß sie einer Belastung bis zu 8g (!) leicht widerstehen konnte. Auch in Punkto Sensorik, Steuerung und Avionik setzte es neue Maßstäbe.
Der offizielle Werkvertrag mit der Bell Aircraft Corporation, Buffalo, New York, wurde am 16. März 1945 mit dem NACA unterzeichnet. Hinzugezogen wurden Grundlagenarbeiten beginnend mit dem Jahre 1943. Vorhergehende Studien, die zum X-1-Programm führten, können sogar bis in die Mitte der Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Bereits im frühen Stadium des Flugerprobungsprogramms wurde in der ursprünglichen Bezeichnung XS-1 ("S" für "Supersonic" = Überschall) das "S" weggelassen.

Es wurden drei Maschinen gebaut:
Die erste Maschine, BuNo. 46062, wurde 1945 fertiggestellt und der Roll-Out fand am 27. Dezember 1945 statt. Nach der Überführung mit dem B-29-Mutterschiff erfolgten die ersten Gleitflug-Versuche auf dem Pinecastle-Field nahe Orlando, Florida. Nach zehn Gleitflügen (Januar bis März 1946) wurde das Flugerprobungsprogramm zur Muroc Air Force Base, Kalifornien, verlagert. Dort, über dem 114qkm großen Rogers Dry Lake, konnten die Flüge in größerer Abgeschiedenheit und mit besserer Flugsicherheit durchgeführt werden. Der erste Flug mit eingeschaltetem Triebwerk erfolgte am 4. November 1947.

Die zweite Maschine, BuNo. 46063, wurde am 7. Oktober 1946 unter dem B-29 Mutterschiff hängend nach Muroc ausgeliefert. Das Flugtestprogramm startete mit dem ersten Gleitflug am 11. Oktober 1946, der erste Flug mit eingeschaltetem Triebwerk wurde erfolgte zwei Monate später, am 9. Dezember 1946. Am 27. Juli 1947 übernahm offiziell die U.S. Air Force die Leitung und Verantwortung für die X-1-Flugerprobung vom Hersteller. Nach ersten "Eingewöhnungsflügen" erreichte Capt. Yeager am 10. Oktober 1947 in der ersten Maschine (Benannt "Glamorous Glennis" nach seiner Ehefrau) Mach 0,997. Noch nie zuvor war jemand so nah an die mysteriöse Schallmauer herangekommen. So entschloß sich das Team, den Durchbruch mit dem nächsten Flug am 14. Oktober 1947 zu schaffen, was auch mit Mach 1,06 (1125km/h) gelang. Im weiteren Verlauf der Flugerprobung wurde am 26. März 1948 mit Mach 1,45 (1540km/h, mit Capt. Yeager im Cockpit) die maximale Geschwindigkeit und am 8. August 1949 mit 71902ft (21921m, mit Maj. Frank "Pete" Everest als Pilot) die maximale Höhe des gesamten Flugerprobungs-Programms der ersten X-1-Generation erreicht.

Am 5. Januar 1949 fand mit der ersten Maschine einer der ungewöhnlichsten Flüge statt:
Mit Capt. Yeager als Pilot wurde der erste und einzige konventionelle Bodenstart eines bemannten, raketengetriebenen Flugzeug der X-Serie durchgeführt. Nach insgesamt 78 Flügen beendete am 12. Mai 1950 die erste Maschine endgültig ihr Flugerprobungs-Programm, wurde am 19. August 1950 mit der B-29 zur Wright-Patterson Air Force Base in Dayton, Ohio, überführt und am 26. August 1950 der Smithonian-Institution übergeben. Sie hängt heute in der Haupthalle des National Air & Space Museums in Washington D.C. (s. Bild).

Bild der Bell X-1 46062 im NASM

Rumpflänge:

9,42m

Spannweite:

8,53m

Höhe:

3,30m

Leergewicht:

3171,00kg

Maximalgewicht:

5549,25kg

(Aufnahme: National Air & Space Museum)

 

Die zweite Maschine beendete als X-1 ihr Flugerprobungs-Programm am 23. Oktober 1951. Nachdem sie einige Zeit eingelagert war, wurde sie 1954/1955 stark modifiziert und in die Bell X-1E umbenannt. Unter der neuen Bezeichnung führte sie vom 12. Dezember 1955 bis zum 6. November 1958 insgesamt 26 Flüge durch. Heute steht sie in dieser Konfiguration auf einem Pylon vor dem NASA-Hauptgebäude auf dem Dryden Flight Research Center, Edwards AFB, Kalifornien.

Der dritten, mit zahlreichen Neuerungen (z.B. Turbopumpe zur Treibstoff-Förderung, neuer Cockpit-Verglasung) am weitesten entwickelten X-1-Maschine (BuNo. 46064), war nur ein sehr kurzer Einsatz-Zeitraum beschieden: Nach einem ersten Gleitflug am 20. Juli 1951 wurde die neue Maschine am 9. November 1951 noch vor ihrem Zweitflug am Boden, unter dem B-50-Mutterschiff hängend, während der Startvorbereitungen durch mehrere Explosionen erschüttert und durch das anschließende Feuer total zerstört.

Das X-1-Programm mit seinen insgesamt 157 Flügen war äußerst erfolgreich und führte direkt zu den Anschlußprogrammen der X-1 der zweiten Generation (X-1A bis X-1E) und der X-2, die die erfolgreiche Forschungsarbeit fortführten und am Ende noch weit übertrafen.

Bild meines X-1-Modells in 1 zu 72
Mein Modell der Bell X-1 46062, im Hintergrund der Rogers Dry Lake (Eigene Aufnahme!)

 

Quellen:
BILSTEIN, R. E. (2003)
GREENWOOD, J. T. (1989)
HALLION, R. P., GORN, M. H. (2003)
MATTHEWS, H. (1997)
MATTHEWS, H. (1999)
MILLER, J. (1988)
PACE, S. (1994)
PACE, S. (1995)
PEARCY, A. (1993)
YEAGER, C., CARDENAS, R., HOOVER, R., RUSSEL, J. & YOUNG, J. (1997)




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