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- North American Aviation -

Air Force-Stern

Adams
Armstrong
Crossfield
Dana
Engle
Knight

 

X-15 / X-15A-2

McKay
Peterson
Rushworth
Thompson
Walker
White

 

Die North American X-15 ist noch heute das schnellste und war bis 2004 höchstfliegende Flugzeug der Welt und wurde erstmals Ende der fünfziger Jahre von ihrem B-52-Trägerflugzeug abgesetzt. Damals ist es der X-15 und ihren wagemutigen Piloten gelungen, die Grenzen der Luftfahrt über die Erdatmosphäre hinaus bis in den Weltraum zu verlegen. Zwar stand die X-15 nach großem anfänglichen Interesse im Schatten der Mercury-, Gemini- und Apollo-Raumfahrtprogramme der NASA, aber sie hatte dennoch großen Anteil an der Erforschung des Weltraums und trug vor allem zum Verständnis des hypersonischen Fluges in der Praxis teil.
Die Erkenntnisse aus den insgesamt 199 Flügen des Programms (1959-1968), die sie und das zeitweise parallel laufende Lifting-Body-Programm vermittelt hat, stellten einen wertvollen Beitrag zum Gelingen des Space-Shuttle-Projektes dar.

 

Bild der X-15 unter dem B-52-Trägerflugzeug beim Luftstart
Die 56-6671 kurz nach dem Start vom Trägerflugzeug NB-52B am 28.09.1961

 

"Projekt MX-1226" — höher und schneller wie noch nie
Dieses wegweisende Forschungsprogramm läßt sich in seinen Anfängen bis zum 24. Juni 1952 zurückverfolgen, als die NACA eine Resolution verabschiedete, in der sie "...ein Programm vorantreiben soll, das sich mit bemannten und unbemannten Flügen in der oberen Stratosphäre zwischen 20km und 80km befaßt, und zwar bei Geschwindigkeiten zwischen Mach 4 und Mach 10." Dies geschah also bereits zu einer Zeit, als zwar das X-1-Programm schon abgeschlossen, die Erprobungsprogramme der X-1-Flugzeuge der zweiten Generation (X-1A - X-1E) gerade begonnen oder sich das X-2-Programm (Dritte Generation) noch in der Planungs- und Entwicklungsphase befand. Durchgeführt werden sollte das X-15-Programm auf der High-Speed Flight Research Station (HSFRS, heute Dryden Flight Research Center) des NACA, beheimatet auf der Edwards AFB am Muroc Dry Lake, Kalifornien.
Am Ende der Ausschreibung für Vorschläge für das "Projekt MX-1226", das zusammen von NACA, Air Force, Navy und dem Hersteller durchgeführt werden sollte, blieben vier etablierte US-Luftfahrtkonzerne im Rennen: 1. North American (Modell ESO 7487), 2. Douglas (Modell 684), 3. Bell (Modell D-171) und 4. Republic (Modell AP-76). Am 30. September 1955 erhielt North American den Zuschlag zum Design, Entwicklung und Bau von drei Flugzeugen.
Die zu Programmbeginn zu erwartenden einzigartigen Flugleistungen der X-15-Maschinen machten auch die Entwicklung eines neuartigen Druckanzuges für die Piloten erforderlich. Dazu wurde die Firma David Clark beauftragt, die einen Druckanzug (Kenn-Nr. A/P22S-2) konzipierte, der später in modifiziertem Design auch in den Flugzeugmustern U-2, A-12 und SR-71 Verwendung fand.

Antrieb und Startmethode
Als Zulieferer für den Raketenantrieb hatte sich im September 1956 die Firma Reaction Motors Inc. durchgesetzt. Probleme mit der Sicherheit und Zuverlässigkeit des neuen, drosselbaren Treibwerks XLR99 veranlaßte die NASA, als Antriebsaggregat vorübergehend auf das Modell LR8 zurückzugreifen, dessen Zuverlässigkeit früher als XLR11 in den Flugzeugen der Bell X-1-Serie, der Douglas D558-2 sowie der Republic XF-91 bewiesen wurde.
Da allen Projekt-Beteiligten von Anfang an klar war, daß die gesteckten Ziele (s.o.) nur mittels Luftstarts zu erreichen waren, mußte noch ein geeignetes Trägerflugzeug gefunden werden. Zur Auswahl standen Boeing B-50, Boeing B-52, Convair B-36 und Convair B-58. Wegen ihrer herausragenden Leistungsparameter fiel die Wahl eindeutig auf die Boeing B-52. Es erfolgten umfangreiche Modifikationen an zwei Maschinen, die von der Air Force zu diesem Zweck abgestellt wurden: eine Boeing NB-52A, Air Force-Seriennummer 52-003 und eine NB-52B, Air Force-Seriennummer 52-008.
Um die zukünftigen Piloten der X-15 (und somit ersten Astronauten der USA) mit den Flugeigenschaften dieser Maschine vertraut zu machen, wurden mehrer Simulatoren entwickelt und eine Reihe von Trainingsflugzeugen angeschafft, unter anderem eine Lockheed F-104A, eine stark modifizierte North American F-100F und eine Convair TF-102A.

Bau und Einsätze der drei Maschinen — Immer höher, immer schneller
Am 11. Juni 1956 bekam North American die Erlaubnis, mit dem Bau der drei Flugzeuge zu beginnen. Nach etwas mehr als zwei Jahren, am 15. Oktober 1958 hatte das erste Flugzeug mit der Air Force-Seriennummer 56-6670 sein Roll-Out aus der Fertigung. Gründlich verpackt für die ersten ausgiebigen Bodentests erfolgte der Transfer zur Edwards AFB mit dem Lkw zwei Tage später. Am 10. März 1959 wurde erstmalig im Flug die Kombination B-52/X-15 getestet. Am 8. Juni 1959 erfolgte der erste antriebslose Gleitflug nach dem "Abwurf" vom Trägerflugzeug. Der Pilot A. Scott Crossfield erreichte dabei aus seiner Starthöhe von 11.450m eine Geschwindigkeit von 840km/h (Mach 0,79). Beim ersten Flug der X-15 mit eingeschalteten XLR11-Triebwerken am 17. September 1959 erreichte der gleiche Pilot bereits eine Maximalgeschwindigkeit von 2242km/h (Mach 2,11) bei einer Gipfelhöhe von 15.950m! Am 4. August 1960 übertraf die 56-6670 mit Joe Walker im Cockpit mit 3534km/h (Mach 3,31) erstmals den alten, am 27. September 1956 von Capt. Mel Apt mit der Bell X-2 erzielten, inoffiziellen Geschwindigkeitsrekord von 3370km/h (Mach 3,2). Vier Tage später erhöhte Pilot Robert White mit der selben Maschine den auch vier Jahre alten, von Iven Kincheloe ebenfalls mit der Bell X-2 aufgestellten, inoffiziellen Höhenrekord von 38.465m auf 41.605m. Mit diesen erzielten Leistungen war jedoch das Leistungspotenzial der
X-15 mit den beiden XLR11-Raketentriebwerken mehr oder weniger ausgereizt. Der erste Flug mit dem schubstärkeren XLR99-Triebwerk wurde am 7. März 1961 mit der zweiten Maschine 56-6671 mit dem Piloten Robert White durchgeführt. Er erreichte dabei bereits eine Endgeschwindigkeit von 4675km/h (Mach 4,43!) und eine Gipfelhöhe von 23.600m.

Am 20. Dezember 1961 führte die dritte Maschine mit der Air Force-Seriennummer 56-6672 mit Neil Armstrong als Pilot ihren Erstflug durch. In den nächsten 11 Monaten wurden mit allen drei Maschinen 27 unterschiedliche Testflüge ohne größere Zwischenfälle durchgeführt.

Crash der X-15 56-6671 — Wiederaufbau als X-15A-2
Am 9. November 1962 sah sich der Pilot John McKay mit der zweiten Maschine 56-6671 gezwungen, wegen Probleme mit dem XLR99-Triebwerk auf dem Mud Lake, Nevada, notzulanden. Leider war es in der kurzen, ihm verbliebenen Zeit nicht möglich, den gesamten Resttreibstoff abzulassen. Deshalb setzte er die Maschine mit zu hohem Landegwicht auf dem Salzsee auf, wobei die Landekufen des Hauptfahrwerkes kollabierten, sich die Maschine überschlug und dabei der Pilot sich schwer verletzte. Die Maschine wurde stark beschädigt. Glücklicherweise wurde entschieden, das Wrack nicht zu verschrotten sondern zu reparieren und dabei soweit zu modifizieren, daß das X-15-Design an die absolute Obergrenze seines Leistungsvermögens geführt werden konnte. Zumal sollte die jetzt als X-15A-2 bezeichnete 56-6671 als fliegender Teststand für eine neues, revolutionäres Antriebskonzept, den "supersonic combustion ramjet" (kurz "Scramjet" genannt) dienen.

Immer neue Rekorde — (fast) für die Ewigkeit
Am 22. August 1963 stellte Pilot Joe Walker mit der 56-6672 den absoluten und bis 2004 unerreichten, inoffiziellen Höhenrekord mit 107.960m (!!) für Tragflügel-Luftfahrzeuge auf.
Am 19. Februar 1964 kehrte die zur X-15A-2 umgebaute 56-6671 zur Edwards AFB zurück. Der erste Flug mit angebauten, noch leeren Außentanks erfolgte am 3. November 1965, mit vollen Tanks (Backbord flüssiger Sauerstoff, Steuerbord Ammoniak) am 1. Juli 1966. Am 21. August 1967 erfolgte der erste Flug der X-15A-2 mit dem weißen Anstrich, der als Schutzmantel diente und das Raketenflugzeug vor den extremen Temperaturen im hypersonischen Flug schützen sollte.
Am 3. Oktober 1967 stellte Pilot Pete Knight mit der X-15A-2 den absoluten und bis heute unerreichten, inoffiziellen Geschwindigkeitsrekord mit 7274km/h (Mach 6,7!!) für Tragflügel-Luftfahrzeuge auf.
Ein Jahr vor Ende des Programms, mit Flug Nr. 191 am 15. November 1967 mit der 56-6672, kam es zum einzigen tödlichen Unfall, als die Maschine mit Capt. Michael Adams beim Wiedereintritt aus 87.270m Höhe in die Atmosphäre ins Trudeln kam und bei ungefähr Mach 5 auseinanderbrach.

Insgesamt wurden in 9 Jahren 199 Flüge durchgeführt und man kann sagen, daß es sich dabei um das erfolg- und wissenschaftlich ertragreichste Programm überhaupt in der Luftfahrtforschung der NASA handelt.

High Tech damals — Museumsexponate heute
Ausgestellt ist die erste Maschine, die 56-6670, in der Eingangshalle des National Air & Space Museums der Smithonian Institution in Washingten, D.C., gleich neben ähnlich berühmten "Kollegen" wie der Kommandokapsel von "Apollo 11", der X-1 (46-062), der Ryan NYP "Spirit of St. Louis" und dem "1903 Wright Flyer".
Die zweite Maschine , die 56-6671, ist in ihrer letzten Konfiguration als X-15A-2 im United States Air Force Museum in Dayton, Ohio, ausgestellt.
Die dritte Maschine, die 56-6672, wurde bei ihrem Absturz am 9. November 1967 total zerstört.
Eine Nachbildung der 56-6671 in Originalgröße, die in dem Film "Projekt X-15" von 1961 verwendet wurde, ist heute in der X-15A-2-Konfiguration im Pima Air Museum, Arizona, zu sehen.
Ein weiteres Mock-Up als 56-6672 in Originalgröße begrüßt auf einem Pylon montiert die Besucher vor dem Eingang des Dryden Flight Research Centers.



Bild der X-15 unter dem B-52-Trägerflugzeug hängend   Bild der X-15 beim Luftstart
Die 56-6671 kurz vor dem Start am 11.10.1961

  Die 56-6671 nach dem Start am 11.10.1961

Bild der X-15 kurz vor der Landung   Bild der X-15A-2 mit Zusatztanks
Landung der 56-6672 am 28.09.1964

  Die "neue" X-15A-2 (56-6671) mit Zusatztanks

Technische Daten:

X-15

X-15A-2

Rumpflänge (XLR11):

15,21m

-

Rumpflänge (XLR99):

15,32m

15,99m

Spannweite:

6,79m

6,79m

Höhe:

3,54m

3,7m

Flügelfläche:

18,58m²

18,58m².

Leermasse:

5.152kg

8.308kg

Max. Startmasse:

14.168kg

25.427kg

Max. Höhe:

95.936m

107.960m

Max. Geschwindigkeit:

6605km/h (Mach5.9)

7274km/h (Mach6,7)

Max. Reichweite
(Nur Luftstart):

466km

466km

 

Quellen:
BILSTEIN, R. E. (2003)
GOODWIN, R. (2000)
GREENWOOD, J. T. (1989)
GUENTHER, B., MILLER, J., PANOPALIS, T. (1985)
HALLION, R. P., GORN, M. H. (2003)
LANDIS, T., JENKINS, D. J. (2003)
MILLER, J. (1988)
PACE, S. (1994)
PACE, S. (1995)
PEARCY, A. (1993)
STOLIKER, F., HOEY, B., ARMSTRONG, J. (1996)
THOMPSON, M. (1992)




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